Peru
Reiseroute in Peru: San Ignacio, Jaen, Chachapoyas, Maria, Kuelap, Leymebamba, Celendin, Huamachuco,
Huanchaco, Trujillo, Chan Chan, Caraz, Laguna Paron, Huaraz, Chancay, Asia, Pisco,
Islas del Bellestas, Nasca, Abanacy, Cuzco, Machu Picchu, Chivay, Colca Canyon,
Arequipa, Puno, Titicacasee, Islas del Urus
07. September bis 05. November 2011
Wir sind dann doch noch zwei weitere Tage in Vilcabamba (Ecuador) geblieben, haben
noch eine Wanderung gemacht und Annette hat sich verwöhnen lassen, sprich sie hat
sich massieren lassen. Sooo gut! Falls ihr hier im Izhcayluma-Hostal seid, fragt
nach Carmen. Die Ente hat noch einen neuen (runderneuerten) Reifen am Seitenwagen
bekommen und wir haben US$ besorgt.
Exkurs: Geld bzw. dessen Beschaffung in SA
Plastikkarten machen das Reisen wesentlich einfacher! Hier hat man aber teilweise
ein kleines Problem: Nicht jeder ATM akzeptiert jede Karte. In Kolumbien als auch
in Ecuador haben die Maschinen der jeweils größten Bank im Land unsere Visa
Karte nicht akzeptiert. In großen Städten kein Problem, geht man halt zum nächsten!
Auf dem Land schon schwieriger, vor allem weil nicht gewährleistet ist, dass die
Maschine an das internationale System angeschlossen ist.
In Ecuador kann man auch nicht einfach zur Bank gehen und Geld für das
Nachbarland wechseln (haben wir in Kolumbien nicht probiert)! Dafür braucht
man eine Casa de Cambio. Hoffentlich hat die dann auch genügend Fremdwährung!
In Loja, der letzten großen Stadt vor der peruanischen Grenze habe ich es
nicht geschafft genügend peruanische Soles für die Versicherung an der Grenze
aufzutreiben. Wir werden es erleben!
Jetzt haben wir auf jeden Fall immer einen „Dollar-Vorrat“ dabei.
Die nimmt hier unten im Zweifelsfalle jeder.
Der Weg zur Grenze
Da wir in Peru die Gegend um Chachapoyas und die Ruinenstadt Kuelap besuchen
wollen, nehmen wir den „neuen“ Grenzübergang bei Balsa ca.130 km südlich
von Vilcabamba. Von der Strecke haben wir viel Unerfreuliches gelesen und gehört!
Auf der ecuadorianischen Seite wird an der Straße gebaut, so dass am Anfang
kleine Stücke bereits „betoniert“ sind. Wir dürfen die Baustelle trotz Sperrung
passieren und müssen nicht 2 Std. auf den Gegenverkehr (?) warten, wie es Leute
aus dem Hostal mit ihrem Mietauto mussten. Sehr nett!!
Bis auf einige kleinere Wasserdurchfahrten stellt die Strecke ,wenn es trocken ist,
keine großen Anforderungen. Wenn es länger geregnet hat, wird es besonders im
Gebiet des NP´s sicherlich interessanter, da es dann recht schlammig wird.
(Heidi und Bernd haben ein paar Monate später 3 Tage!! mit ihren KTM`s im Schlamm gekämpft!!)
Das Faszinierende an der Strecke sind die Vegetationswechsel. Man startet in
Vilcabamba in einer eher trockenen, fast steppenähnlichen Landschaft. Mit jedem
Meter, den man an Höhe gewinnt, nimmt das „Grün“ zu, bis man fast urwaldähnliche
Vegetation um sich hat, um kurz darauf wieder in sonnenverbrannter Steppe zu stehen.
Eine nachdrückliche Sonne – ohne Schatten-Option – durften wir bei einer
Straßensperre wegen Sprengungen „genießen“! Kaum zu glauben, aber das
alles passiert innerhalb weniger Kilometer.
Für echte Trekking-Freunde und Touristen-Verächter: auf dem Weg zum NP gibt es
in jedem Örtchen Plätze zum Schlafen, ohne jeden Rummel, halt mit eingeschränkter
Infrastruktur, aber die braucht man ja nicht dauernd. Also nicht alles glauben
was in LP und Co steht!
Bis zur peruanischen Grenze gibt es keine Tankstelle mit Super, in Peru
kommt die erste Tankstelle in San Ignazio. Also vor der Abfahrt voll
tanken, so preiswert wird es auf dem Weg nach Süden nicht mehr!
Nach Zumba wird die Strecke schlechter und der Abzweig Richtung Peru ist
nicht eindeutig. Besser einmal mehr nachfragen!
Es zieht sich bis zur Grenze.
Grenz- und Zollgeschichten
Die Ausreise aus Ecuador ist wie schon die Einreise völlig unproblematisch und
verläuft sehr freundlich.
Der kleine Posten auf der peruanischen Seite sieht wegen einiger bunter Gebäude
ein wenig aus wie klein Disney Land und gestaltet sich auch ein wenig anders!
Wir lassen die Ente vor dem Schlagbaum stehen und gehen auf die Grenzgebäude zu.
Man bedeutet uns nach rechts zur Migration zu gehen. Ein sehr freundlicher und
englisch sprechender Herr hilft uns beim Ausfüllen der Einreisepapiere. Die sind
so klein und schlecht gedruckt, dass wir sie trotz Brillen nur undeutlich
entziffern können. Mit den ausgefüllten Papieren soll ich zur Polizei.
OK! Donde (Wo)? Er zeigt über den Platz.

Ich laufe in die gezeigte Richtung und stehe vor einer Baracke. Erste Tür zu,
Zweite zu und die Dritte ebenfalls. Ich rufe, nichts passiert. Also gehe ich
zurück auf den Platz, hier kommt mir ein junger Mann im Jogginganzug entgegen
- er war gerade beim Essen. Zurück in der Baracke versucht er den Computer
hoch zu fahren, was ihm nicht gelingt – was ihn aber auch nicht weiter zu
stören scheint. Er kramt aus einer Schublade zwei Stempel und drückt sie
auf die Einreiseformulare. Fertig! Ich könne zurück zur Migration. Hier
bekommen wir 90 Tage in die Pässe gestempelt, völlig locker und ruhig.
Jetzt noch der Zoll! Wir haben ja schon einige Zollabfertigungen mitgemacht,
aber diese hier ist wirklich speziell!! Der Beamte ist völlig betrunken!!
(15°° Uhr) und kann sich nur mühsam auf dem Stuhl halten, im Hintergrund
drei nicht weniger betrunkene Beamte bzw. Jugendliche, die zu lauter Musik
einen Karaoke Wettbewerb abziehen.
Er lallt uns an, er brauche Kopien, die solle ich machen lassen! Zum Glück
haben wir Kopien, auch vom Führerschein (s. Einreise Ecuador) dabei.
Und nun beginnt ein Nervenkrieg! Die meisten Grenzer wissen ja sowieso
nicht, was sie mit Reisenden wie uns anfangen sollen, aber Betrunkene
machen es uns nicht leichter. Der gute Mann versucht also den Cursor
mit der Maus ins erste Formularfeld zu stellen
................................................................Nombre? plärrt er - Engelkamp
Der Name ist zu viel für ihn, ich tippe die Daten in die Maschine. Bei
meinem Namen besteht er auf der Trennung: Engel Kamp. Ich zeige ihm den
Pass, ich glaube er sieht nicht wirklich etwas, lässt mich aber die
Trennung rückgängig machen. Dann versucht er auf „Weiter“ zu klicken – und
löscht alle Eingaben! Also noch mal von vorne! Aber auch diesmal geht
die Sache in die H......
.
Das ganze Spiel setzt sich unter dem Gegröle aus dem Hintergrund fort.
Ich bin kurz vorm Platzen, Annette macht sich eher Gedanken, wann das
fordernde Geduldsspiel beim dem Beamten in Aggression umschlägt... Zum
Glück ist er einer der Typen, bei denen Alkohol entspannend breit
grinsend wirkt. Aber wenn der so weiter macht sitzen wir morgen noch hier.
Irgendwann sind dann tatsächlich meine Daten im Rechner – was die Sache
bei der Ente aber nicht einfacher macht, da das Programm kein Gespann
„kennt“. Wir einigen uns nach unzähligen Versuchen auf Motorrad, jetzt
wird auch die Marke BMW vom Programm akzeptiert. Warum der Suffkopf bei
der Farbe auf gelb besteht bleibt uns ein Rätsel, ist uns aber auch egal.
Irgendwann fängt dann der Nadeldrucker mit seiner schweren Arbeit an,
den ganzen Kram auf einen gelben Karton zu drucken. ES ist geschafft,
ich nehme das „Papier“ und wir sehen zu, dass wir hier verschwinden.
Wir schieben die Ente unter dem geschlossenen (!) Schlagbaum durch und
geben Gas! Wenn wir nicht dabei gewesen wären, wir würden es nicht glauben!!!
Eine Versicherung können wir hier nicht abschließen. Geld wechseln
wäre kein Problem gewesen.
Nach San Ignazio
Die Strecke hier in Peru ist genau so schlecht wie vor der Grenze in
Ecuador. Nach ca. zwei Kilometern taucht auf der linken Seite eine
Bungalow Ansammlung auf, sieht recht komfortabel und teuer aus. Aber
es gibt sie. Wir entscheiden uns weiter nach San Ignazio zu fahren.
In Peru ticken die Uhren noch einmal anders, das Land ist noch ärmer.
Die Häuser hier im Grenzgebiet haben keinen Strom, d.h. sie haben auch
kein fließendes, sauberes Wasser. Private Pkw´s gibt es kaum. Dafür tragen
hier viele Transistorradios (wo haben sie die ganzen Batterien her und wo
schmeißen sie die alten hin?), fahren viele kleine Motorräder und Dreiräder,
die an die Rikshas in Asien erinnern. Die Menschen leben hier auf der
Straße, aber sie sind freundlich und scheinen sich zu freuen, dass wir
bei ihnen vorbeifahren.
Nach insgesamt neun Stunden erreichen wir San Ignazio und fragen im ersten
Hostal (Faical auf der rechten Seite nach der Kurve am Ortseingang,
rotes Schild), das wir sehen, nach einem Zimmer. Aus den anfänglich
15 Soles werden dann 30 (ca. 8,00 €), weil wir ja zwei Betten
benutzen wollen!!! Uns ist es egal, es langt uns für heute.
Am nächsten Morgen versuchen wir unser „Versicherungsproblem“ zu lösen.
Da die peruanische Polizei angeblich 300 US$ verlangt, wenn sie
jemanden ohne erwischen, wollen wir vorsichtshalber eine abschließen.
Wir fragen im Hostal nach einem „Versicherungsbüro“ und bekommen
nach ein paar Telefonaten, die die freundliche, junge Frau an der
Rezeption für uns führt, die Adresse von einem „Professor“(?).
Nach mehrmaligen Nachfragen auf der Straße stehen wir tatsächlich vor
dem Büro – das Wohnzimmer des Herrn. Er schläft ruhig vor dem
Fernseher (8°° Uhr). Als er wach wird, begrüßt er uns freundlich
und bittet uns in die „gute“ Stube. Eine Versicherung für zwei Monate
gibt es nicht, ein Jahr ist angeblich kein Problem. Mit 276 US$ seien
wir dabei. Das wollen wir aber nicht, wissen wir doch von Deya und
Brian, dass es natürlich eine Versicherung für 2 Monate gibt. Ja,
die gibt es, aber nicht hier, da müssten wir nach Chiclayo fahren.
Aber auch das wollen wir nicht und verabschieden uns ohne Versicherung.
Angeblich soll die Straße ab hier asphaltiert sein, Fehlanzeige! An einem
Umleitungsschild fahren wir in die falsche Richtung. Es geht über eine
recht üble Piste in engen, steinigen Kehren in ein Tal. Annette findet
die Aussicht fantastisch, ich fluche und quäle die Kupplung. Der Garmin
zeigt permanent die falsche Richtung an. Irgendwann kommen wir an eine
bewohnte Hütte und können fragen. Auch hier im Hintergrund ein komplett
Betrunkener. Der Sohn und die Kinder sind zum Glück klar im Kopf. Nein,
hier sind wir falsch, Klasse den ganzen Dr.... wieder bergauf. Danach geht
es noch ca. 60 km auf einer staubigen aber guten Schotterpiste ins richtige Tal.
Die Verkehrssitten erinnern uns ein wenig an Indien und die Landschaft an
Thailand. Es geht an Reisfeldern vorbei in Richtung Jaen. Auch hier „zapfen“
sie, wie in Thailand, den Fluss an um „blühende“ Oasen zu schaffen.
Neben Reis wachsen hier Bananen und Ananas. Es scheint sich zu lohnen,
denn wir sehen große neue Traktoren für die Feldarbeit.
Nach Jaen
55 km vor Jaen beginnt der Asphalt. Jaen selbst ist ein staubiges „Loch“,
hässlich, dreckig, viel Verkehr und Gehupe und es ist heiß hier. Wir fahren
ins Zentrum und besorgen zunächst einmal Geld am ATM. Annette fragt den
Sicherheitsbeamten, den es hier in jeder Bank gibt, nach der Versicherung
(SOAT). Ganz einfach: gegenüber in der Bank!

Auch in der Bank hilft uns der Sicherheitsmensch sofort und bringt uns zum
richtigen Schalter. Die junge Frau wirkt nicht sonderlich motiviert uns
zu helfen. Dieses Motorrad könne sie nicht versichern, die Marke BMW stehe
nicht auf der Liste, aber wir sollen es in der Bank schräg gegenüber versuchen.
OK! Zunächst sieht es so aus, als würden wir auch hier nicht weiterkommen,
sie wissen mit den Fahrzeugpapieren nichts anzufangen, auch nicht mit den
Internationalen. Dann fällt eher rein zufällig das Wort turistico, jetzt
kommt Bewegung in die Sache, es wird telefoniert. Wir bekommen einen Zettel
mit einer Adresse, an der man uns weiterhelfen könne. Wir versuchen die angegebene
Adresse zu finden, stehen aber irgendwann an einer Tankstellenbaustelle am
Rand der Stadt. Mist, so kommen wir nicht weiter.
Ich halte ein „Dreirad-Taxi“ an und bitte den Fahrer uns zu führen.
Das macht er nach anfänglichem Zögern dann auch. Er bringt uns zu einer Tankstelle
in der Stadt, ich frage nach. Nein, hier sind wir auch nicht richtig, aber da
vorne, der freundliche Mann geht mit mir um die Ecke und zeigt mir ein kleines
Büro. Annette bewacht derweil die Ente, wird mit einem Stuhl und einem kühlen
Getränk versorgt.
Über der Tür steht SOAT, Bingo, das muss es sein. Die folgenden Verhandlungen
sind zäh und ohne Annettes Geduld und Beharrlichkeit wäre die Sache sicherlich
auch gescheitert. Die Señora möchte zunächst wieder einmal Kopien haben, heute
würde das mit der Versicherung aber nicht mehr gehen. Lange Gesichter bei
uns! Wieso? Es ist Freitagmittag und wir sehen uns schon bis Montag hier
festsitzen, für ein Papier, das zwar Geld kostet, aber eigentlich nichts wert ist.
Es wird telefoniert. Dann braucht sie das „Zollpapier“ (ist also doch
für etwas gut). Morgen früh um neun könnten wir die Versicherung abholen.
Vorher müssten wir aber noch schnell zur Bank das Geld einzahlen. Mir
platzt innerlich der Kragen, Annette verhandelt. Auf NICHTS mal eben Geld
einzahlen? Wir wollen wenigstens eine Bestätigung. Sie zeigt uns
Einzahlungsbelege und ihre Urkunde von der Versicherung. Annette meint
es ist ok, ich traue der Sache überhaupt nicht.
Trotzdem zurück zur Bank, bei der wir heute morgen schon Geld besorgt
hatten. Es ist kurz vor zwei, bis um drei Uhr braucht die Versicherung
unseren Beleg und in der Schlange vor uns stehen bestimmt 30 Leute.
Klasse, wir beobachten das Geschehen. Es gibt Schalter für Bankkunden
und für nicht Bankkunden. Uns hat man natürlich bei den Nichtkunden
einsortiert. Also teilen wir uns auf, Dummstellen können wir uns ja
recht gut. Nach ca. 10 Minuten bin ich in der Kundenschlange an der
Reihe. Null Problemo, die Dame gibt mir die Quittung und es geht
zurück zur Versicherung.
Exkurs: Banken
Banken sind in SA immer brechend voll! Jeder bringt sein Geld in großen
Bündeln brav einmal die Woche (?) zur Bank und erledigt seine Geldgeschäfte,
wenn er lesen und schreiben kann, ansonsten wird das schon einmal ein
Familienausflug! In den Banken hängen, wie bei uns, große
Flachbildschirme, damit versuchen sie den Kunden die Vorteile
des Online-Bankings und der Kredite schmackhaft zu machen
(Börsenticker trauen sie sich hier wohl noch nicht). Eine gelungene
Überweisung wird in den Spots wie ein Sieg bei der Fußball WM gefeiert!
Hatten wir so etwas, oder Ähnliches, bei uns nicht auch schon mal?
Die Ergebnisse bezahlen wir, glaube ich, momentan?)
Die Señora Versicherungsagentin versichert uns noch einmal:
Am morgigen Samstag um 9 Uhr können wir die Versicherung abholen
und nennt uns auch noch ein Hostal für die Nacht. Schauen wir mal.
Das Hostal ist nur ca. 1000 m entfernt, recht preiswert und gut.
Nachmittags pflegen wir uns und unsere Klamotten. Wir haben
ausgesehen wie die S......., nach diesen staubigen „Straßen“.
Abends gibt es im darunter liegenden Restaurant ein gutes Essen.
[Gran Hostal Mantaro, 50 Soles, ca. 13,- Euro]

Kurz vor neun stehen wir am nächsten Morgen bei der Señora im Laden.
Ein Briefumschlag wird geöffnet und wir haben unsere Versicherung
in der Hand. Ich glaube es nicht! Danke Annette!
Passiert ist Folgendes: unsere Unterlagen hat man nach Chiclayo
an den Hauptsitz gefaxt und per Nachtbus ist der Versicherungsschein
zurück gekommen. Im Zeitalter von Email auch eine Lösung!
(Soat in Jaen, La Positiva, Versicherung für Touristen, 258,- Soles
für zwei Monate - S 05°43.106' W078°48.104')
Weiter geht’s über eine gute und asphaltierte Straße nach Chachapoyas.
Wir gewinnen an Höhe und es wird kühler. Leider fängt es auch wieder
zu regnen an. Dank unserer neuen Regenklamotten von HELD kommen wir
pitschnass in Chachapoyas an. Der Asphalt oder die gute Piste hört hier
i.d.R. am Stadt – o. Ortsanfang auf, um sich dann in teilweise übelste
Piste zu verwandeln. Um die Plaza wird es meist etwas erträglicher,
sprich wieder asphaltiert. So ist es auch hier! Solche Straßenverhältnisse
gehen nur in einem Land, indem man sich „sein“ Auto nicht kaputt fährt,
man hat ja keines. Die alten japanischen Kombis, die hier als Taxis
dienen, haben kein intaktes Federbein mehr!
Die Hostalempfehlungen der Guidebooks taugen mal wieder nicht viel, also
nach bewährter Methode an der Plaza schauen. Funktioniert auch diesmal
tadellos. Hotel Plaza, einfach, aber sauber zu einem vernünftigen Preis.
Im Hotel haben wir ein niederländisches Paar getroffen, das im
sicherheitsgefährdeten Süden um San Augustin in Kolumbien war, ohne
jede Probleme, auf der anderen Seite sind sie am hellen Tag in Quito
(Ecuador) ausgeraubt worden. Soviel zur Einschätzung der
Sicherheitslage (s. Kolumbien).
Am nächsten Morgen wollen wir „alte Steine“ anschauen. Davon gibt
es in der Gegend hier reichlich. Die Gegend um Kuelap ist nur nicht
so berühmt wie Machu Picchu, deshalb ist es hier auch nicht so voll.
Angeblich hat Kuelap nur 70 Besucher pro Tag im Vergleich jetzt
reglementierten maximal 2500 Besuchern in Machu Picchu.

Auf der Piste treffen wir eine Gruppe peruanischer Endurofahrer, die uns
nach Lamud mitnehmen, in dem gerade eine Fiesta stattfindet. Klein aber
fein hat sich die Gemeinde heraus geputzt. Mit Kapelle, Feuerwerkskörpern
und Sportereignissen wird hier gefeiert. Sogar einen kleinen „Rummel“
haben sie aufgebaut. Die Leute sind noch mit den kleinen Sachen zufrieden.

Vor dem Markt sehe ich einen Mann mit interessant aussehendem Essen
und frage ihn, ob es gut ist. Er nickt sehr angetan und deutet auf eine
ältere Frau. Ich bestelle, bezahle, probiere: Klasse! Keine Ahnung was es
ist, aber richtig gut. Also noch einmal bitte! Annette probiert nur ein
wenig und nimmt sich etwas für den Abend mit
(ein Fehler wie sich später herausstellt).

Wir wollen dann doch noch zu den „Steinen“, verpassen aber irgendwie
den Abzweig. Für Annette gibt es dabei wieder super Ausblicke und für
die Ente und mich reichlich Arbeit. Dafür er“fahren“ wir wieder ein
Stück ursprüngliches Peru. In einem Dorf steht sogar, dass man stolz
ist alphabetisiert zu sein! Auffällig sind die vielen roten Wellblech
Klohäuschen – ob das die „Bestechung“ für den Schulbesuch war?
Wir wollen mal wieder "wandern" und beschließen nach Levanto, einem
1000 Seelen Dorf zu fahren, um von dort aus einige Ruinen zu erlaufen.
Es soll dort auch eine passable Lodge in traditionellem Rundbau geben.
Also Ente beladen und los. Levanto ist ein kleines verschlafenes Nest
mit schön blühender Plaza, aber die Übernachtungsmöglichkeit ist
bescheiden (nicht so schlimm) aber völlig überteuert. Die Schreiberlinge
vom Reiseführer waren garantiert noch nicht selber hier... Die Lodge
selbst war abgeschlossen und wir haben fast eine Stunde gebraucht
und dabei etliche neugierige Einwohner kennen gelernt bis endlich ein
kleiner Junge von etwa 7 Jahren uns den Schlüssel bringt, denn die
Besitzer sind verreist.
Also das ist nischte. Nun gibt es zwischen uns eine kurze Diskussion
über die Fahrtrichtung. Annette ist sich sicher, dass es von hier
aus weiter nach Kuelap geht, ich behaupte, dass wir erst wieder zurück
müssen. Ich setze mich durch. Sie hatte recht! Aber es war gut zurück
zu fahren, wie der nächste Morgen zeigt. Auf dem Rückweg haben wir
dann noch zwei berühmte Inka-Relikte angeschaut und nur den Kopf
geschüttelt – wir sind halt Barb........ .Wären wir nur deshalb hier
hergefahren, wir hätten uns sicherlich sehr geärgert, aber die
Ausblicke vor dem erneuten Regen waren schon gigantisch, die
Landschaften hier so wunderschön.
Zurück zum Hotel, Zimmer klären, Ente wieder „entleeren“, Stress mit
der Politesse: an der Plaza darf man nicht parken! Dem Parkwächter klar
machen, dass wir noch eine Nacht bleiben. Am nächsten Morgen sieht
Annette nicht gut aus, will aber trotzdem weiter (kenne ich irgendwo her!).
Also Zimmer räumen, Parkwächter bezahlen, Ente beladen, Stress mit
der Politesse. Als alles fertig ist, winkt Annette ab, sie schafft
es gerade noch bis ins Badezimmer!! Rest s.o.. Sie liegt den ganzen
Tag böse angeschlagen im Bett. Zum Glück hat sie die „Kurve“ vor der
Fahrt gekriegt, in der Türkei war das schon mal ziemlich übel!).
Am nächsten Morgen geht es ihr zwar etwas besser, aber leider
noch nicht gut.
Am Vorabend hatte ich durch Charly das Cafe Fusiones kennen gelernt.
Dort verbringen wir einen ruhigen Tag. Das Cafe gehört zu einer
Kooperative die u.a. „Bio-Kaffee“ vertreibt, in Deutschland gibt
es ihn auch unter dem Öko-Label Naturland. Sie bieten hervorragend
schmeckende kleine Speisen an! Es gibt WiFi, eine Büchertausch-Ecke
und eine lockere, entspannte Atmosphäre.

Am übernächsten Morgen will Annette weiter, obwohl ich es noch für
zu früh halte. Sie setzt sich durch und so fahren wir nach Gocta,
zum dritthöchsten Wasserfall (770 m) der Erde. Auch ein Tipp von
Charly! Man sieht ihn nämlich auch von der Schotterstraße aus und
muss nicht wie im Reiseführer behauptet 2 Stunden lang wandern!
Ist aber auch nur Wasser, das vom Berg fällt – halt ziemlich weit!
Wahrscheinlich sind wir beide seit Australien Wasserfall-geschädigt!?
Aber einer kommt ja hoffentlich noch!!
Von hier aus geht es – recht bald wieder auf nicht asphaltierten Straßen –
durch das herrliche Flusstal des Uraubamba, diesmal zum Glück bei schönem
Wetter, nach Tingo. Weiter auf Schotter nach Maria, einem kleinen Dorf
ca. 8 km vor den Ruinen von Kuelap. Die Strecke ist mittlerweile in einem
recht ordentlichen Zustand, so dass man bei gutem Wetter fantastische
Ausblicke genießen kann. Nur Fahrfehler sollte man sich verkneifen,
da es in den vielen, vielen teilweise sehr engen Kurven schon einmal
mehrere hundert Meter talwärts geht!
In Maria übernachten wir im Haus der Dorflehrerin (Hospedaje Huichimal).
Die gute Frau ruft zunächst einen Preis auf, der jenseits von Gut und Böse
für das Gebotene ist. Als wir Anstalten machen zu gehen halbiert sich
plötzlich der Preis!
Also nie! den ersten Preis annehmen!!
Hier passiert noch etwas, was uns beide sehr nachdenklich – und ärgerlich
und noch vorsichtiger – werden lässt. Annette legt ihre immer noch
nassen Handschuhe zum Trocknen vors Zimmer, dann macht sie sich etwas
zu Essen. Ich schaue in der Zwischenzeit kurz nach der Ente. Seitdem
ist unser Gepäck um ein Paar Handschuhe leichter. Obwohl ein kleiner
sichtverdeckender Garten zwischen Zimmer und Straße ist und keine
anderen Gästezimmer belegt sind. Sehr ärgerlich!!
Dabei ist dies kein wirklicher Touristenort, nur einfach ein normaler
peruanischer Ort vor Kuelap. Touristen fahren hier nur durch nach
Kuelap oder halten höchstens mit ihren Bussen zum Essen an, da sie
Busfahrten von den größeren umliegenden Städten wie z.B.
Chachapoyas aus buchen.
Abends versuchen wir ein Bier zu kaufen. Es gibt im ganzen Dorf
nur leere Bier-Kisten aber keine einzige volle Flasche.
Es ist Freitag – WAS trinken die morgen Abend?
Am Morgen geht es früh zu den Ruinen. Wir sind die ersten Besucher,
zahlen brav unseren Eintritt und stiefeln die restlichen 2,5 km nach
oben. Was für uns „Sportler“ in einer Höhe von über 3000 m gar nicht
so lustig ist. Beim Betreten der Anlage scheiden sich dann unsere
Geister. Annette ist begeistert, ich finde es eher naja. Aber ich
habe eh nicht so den Sinn für solche Dinge. Mich begeistert eher
die „Rundumsicht“ und die hier grasenden Lamas. Die Geschmäcker
sind ja verschieden.

Zu sehen sind die Überreste einer Stadt der „Wolkenmenschen“, sehr
passend bei der Höhe. Leider fehlen jegliche Erklärungen und die Guides,
die man anheuern kann, sprechen alle nur spanisch. So laufen wir vorbei
an zerfallenen Rundbauten und schwer zu erahnenden Tempeln. Die Anlage
ist halt noch in der Entwicklung, aber ein paar Infos und einen kleinen
Lageplan hätten sie schon mal drucken können...
Nach der Reglementierung der Besucherzahlen für Machu Picchu auf täglich
2500 auf Betreiben der UNESCO will die peruanische Regierung Kuelap
zukünftig zum zweiten „Touristen-Magneten“ ausbauen. Da haben sie noch
viel Arbeit und müssen eine Menge Geld in die Infrastruktur der Region
stecken. Der momentane Zustand von Chachapoyas reicht da sicherlich nicht
aus. Charly schreibt darüber seine Abschlussarbeit, Schwerpunkt Tourismus,
und hat auch mich dazu befragt.
Wieder zurück im Tal bei Tingo geht es über Schotter weiter nach Leymebamba,
einem kleinen Kolonialstädtchen. Im ersten guide-empfohlenen (und damit satten)
Hostal ruft man einen Preis auf, der Verhandeln überflüssig macht und wir
ziehen weiter. Der von uns angesprochene Polizist – er hatte uns schon den
Weg zum ersten Hostal gezeigt und mich durch die Einbahnstraße gelassen –
zeigt uns eine Hospedaje an der Plaza. Bingo, ganz neu und ein Balkon zur
Plaza raus zum Gucken und Rauchen.
Ein Freund des Besitzers führt durch das örtliche Museum. Ein kurzer
Anruf dort, ja das Museum ist heute länger auf, wir können kommen. Das Museum
ist privat, es gehört der Stadt Leymebamba und wurde in Zusammenarbeit mit
vielen europäischen Archäologen gestaltet. Hier sieht man, dass Informationen
und Verdeutlichungen besser gehen als in Kuelap. Sehr schön gemacht, mit
teilweise sogar englischen und deutschen Erklärungen, jetzt kann ich mir
sogar Kuelap besser vorstellen. Der Museumswärter ist die Freundlichkeit
in Person und versucht zu helfen wo es geht. Wir werden sogar mit den
Darstellern einer Kulturveranstaltung, die im Außengelände stattgefunden hat,
fotografiert.
Der eigentliche Grund für den Besuch waren aber die hier lagernden 280 Mumien.
Leider kann man nur ein paar von ihnen sehen und fotografieren darf man in den
Räumen eigentlich auch nicht. Dafür riechen sie um so stärker. Aus dem Raum,
in dem sie gelagert sind, entströmt ein wahrlich unbeschreiblicher Geruch...
Im Museum entdecken wir eine Karte der Region auf der unser nächstes Ziel an
einer völlig anderen Stelle eingezeichnet ist als auf unserer Karte. Wir
fragen den Museumsmenschen, zeigen ihm auch unsere Karte. Er versichert uns,
dass die Museumskarte stimmt. Beim Verlassen des Museums fragt er uns nach
unserer Reise. Annette berichtet ihm, dass wir nach Kolumbien geflogen und
von Cartagena aus gestartet sind. Er hält Cartagena für ein Land und wir
verabschieden uns freundlich von einander. Die Sache hätte uns zu
denken geben müssen!
Abends versuchen wir in einem „Touristen-Restaurant“ etwas zu essen.
Wir betreten den Laden, außer uns sind keine Gäste da. Wir werden gebeten
auf die Senora (Chefin?) zu warten. Als diese erscheint kümmert sie sich
um alle möglichen Dinge, nur nicht um uns! Wir gehen! An der Plaza ist ein
kleines typisches Restaurant. Der Besitzer hat überhaupt kein Problem mit
unseren „fleischlosen“ Wünschen, obwohl er weder Gemüse noch Eier im
Haus hat. Er geht halt welche kaufen! So etwas nennen wir
Kundenorientierung und er hat bestimmt kein Seminar besucht.
Später sitzen wir vor dem Laden (er hat uns die Stühle nach
draußen gestellt) und beobachten das Treiben am Samstagabend.
Es geht sehr beschaulich zu!
Am nächsten Tag machen wir unsere erste richtige „Berg- und Tal- und
Bergfahrt“. Erst geht es auf teilweise schlechter Schotterpiste bei
Regen auf knapp 3700 m durch die Wolken und dann in unendlichen Kehren
und bei besserem Wetter hinunter auf 880 m. Im Tal bei Balsa treffen
wir zwei Schweizer Radfahrer! Sie flicken gerade einen Schlauch.
Es wird ein netter Pistenplausch, sie sind seit neun Monaten unterwegs
und schwärmen uns von der Lagunen-Route in Bolivien vor. Außerdem
warnen sie uns vor dem Genuss von Hühnchen in Peru und Bolivien, sie
haben sich zweimal ganz böse Etwas eingefangen. Das Problem mit dem
Huhn werden wir wohl nicht bekommen.
Bevor es über die Brücke wieder auf 3200 m geht müssen wir uns an einem
Polizeiposten registrieren lassen. Der Beamte will wissen wie alt ich
bin und schreibt danach mein Geburtsdatum aus dem Pass fein säuberlich
hinter mein Alter in das große Buch. Das bestätigt uns nur wieder das
auf den Märkten und in Geschäften Erfahrene: nicht alle können hier
wirklich rechnen...
Kurz vor Celendin spielt die Ente nach langem mal wieder das
„Benzinhahn Spiel“, d.h. sie ist sich nicht so sicher aus welchem
der beiden Hähne sie den nun trinken möchte und in welcher Stellung
es denn nun am besten ist. Ist (hoffentlich) nichts Schlimmes,
nervt nur ein wenig!
Die Stadt selbst ist ein „Loch“ ähnlich wie schon Jaen. Dreckig,
staubig und heiß. Annette ist nicht wirklich fit, handelt den
Hostalpreis aber fast um die Hälfte herunter. Trotzdem nicht
super günstig, aber mit vernünftigem Enten-Parkplatz
(Hostal Celendin, direkt an der Plaza). Dann gehen wir „einkaufen“.
Ich sehe eine „Bäckerei“ und muss hinein! Man sieht, ich habe
es noch nicht aufgegeben! Ich stelle mich an die Theke, an der
es auch Käse gibt, und warte bis ich an der Reihe bin.
Nein - so kann man hier nicht kaufen! – erst an der Kasse
bezahlen und mit dem Zettel wiederkommen. OK! An der Kasse
verstehen sie mich aber nicht! Also „angele“ ich einen Käse
aus dem Regal und nehme ein Pan (Brötchen) und gehe damit zur
Kasse. Zehn Brötchen und den Käse bitte! Ich bekomme einen
Zettel – drücke Annette den Käse in die Hand und gebe den Zettel
bei der Verkäuferin ab. Erst denke ich sie sortiert für mich Gringo
altes Brot in die Tüte, doch sie versucht nur 77!!!!! Panes in
die Tüte zu bringen! Auf dem Zettel stand halt nur der Betrag:
7,70 Soles (keine 2,- €), aber nicht wofür! Also verlassen wir
den Laden mit: Käse und 77 Brötchen! (Wer soll das essen?)
Auf der Straße fange ich an Brötchen zu verschenken – erst gucken
sie scheu – nehmen es dann aber doch. Der Versuch Brot gegen Gemüse
zu tauschen schlägt aber leider fehl.
Am nächsten Morgen sehe ich aus dem Fenster auffällig viele Mitarbeiter
der Straßenbaufirma, denke mir aber nichts dabei. Annette ist immer
noch nicht fit, aber heute fahren wir ja nur Asphalt! Als wir die Ente
beladen, sehen wir, dass der Bauhof der Straßenbaufirma dasselbe Tor
wie das Hotel benutzt. Auch laufen viele Arbeiter auf „unserer“ Seite
des Tores herum. Nur – das Tor ist halt zu. Annette schaut nach: Vor
dem Tor sind noch mehr Arbeiter, die das Tor mit einem Fahrzeug blockieren!
Streik! Erst weigern sie sich, aber nach einer kurzen „Verhandlung“
schieben sie das Fahrzeug ein Stückchen zur Seite, so das wir vorbei
kommen! Glück gehabt - Das hätte leicht ein ganzer Tag warten werden
können, wie vor Wochen in Kolumbien, als die Indigenes die Hauptstraße
blockierten.
Voller Vertrauen auf die „richtige Museumskarte“ erwarten wir mit
jedem Meter Strecke den Asphalt. Statt dessen rumpeln wir über eine
miese Piste in Richtung Cajamarca. Offensichtlich wurde die Karte
im Museum mit einer gewissen „Voraussicht“ gedruckt (2000!). Der
Asphalt beginnt erst einige Kilometer vor Baños de Inka, welches
tatsächlich an dieser Straße liegt!! – nach der Museumskarte
liegt es angeblich 30 km nördlich!
Hier treffen wir die zweiten Motorrad-Reisenden unserer Tour:
Andrea und Michael auf einer 1200 GS. Spontan entscheiden sich
die beiden mit uns über Huamachuco nach Trujillo zu fahren. Die
asphaltierte Straße ist schmal aber die Ausblicke entschädigen.
Nur brauchen wir viel länger als gedacht! Erst bei Beginn der
Dämmerung erreichen wir den Ort. Als wir die Mopeds in den Hostalhof
fahren, öffnet der Himmel seine Schleusen richtig. Wir sind zwar
nicht ganz trocken geblieben, aber „draußen“ wäre das nicht
nett geworden!
Annette muss sich hinlegen, so geschafft ist sie. Später beim
Essen wird „Reise geredet“ und Bier getrunken. Am nächsten
Morgen liegt Annette lange im Bett. Wir machen uns Sorgen! Ihre
Frage nach der heutigen Strecke beantworte ich: Wir rollen 180 km
in Richtung Meer! Es kommt leider „etwas“ anders. Zunächst geht
es auf einer prima Straße richtig in die Höhe. Die GS schwächelt,
aber das kennen die Beiden schon. Nach einer „Kekspause“ läuft
auch die GS wieder und wir erreichen die Passhöhe bei 4200 m.
Straßensperre – Bauarbeiten!? Die Sache soll ca. eine Stunde dauern.
Es ist ziemlich kalt hier oben, hinter uns wird die Fahrzeugschlange
immer länger.
Die dann folgenden ca. 70 km Strecke sind wahrscheinlich die
schlechtesten, die die Ente bis dahin unter die Räder gekriegt
hat! Löcher, Steine, Rillen, Schlamm und völlig durchgeknallte
Lkw-Fahrer, die uns hetzen wie die Hasen! Mit der Solo können
Andrea und Michael die Strecke besser meistern und fahren voraus,
sie sind aber auch nicht begeistert.
Unterwegs begegnen wir einem Moped-schiebenden Peruaner – natürlich
halten wir an und fragen. Kein Sprit mehr. Kein Problem, ich mache
mich daran den Reservekanister los zu schnallen. Da kommt der gute
Mann mit einem Plastiktütchen! Ok, also den Benzinschlauch ab und
Benzin marsch.
Das wir „Gringos“ auch alles so kompliziert machen müssen!
Nach ein paar Kicks springt sein Moped auch brav an und er
fährt winkend davon.

Irgendwann hat auch die schlechteste Piste ein Ende und wir fahren
die verbleibenden Kilometer Richtung Trujillo auf einer guten Straße
ins Tal hinab. Im Tal sind große Zuckerrohrfelder, die gerade abgeerntet
werden. Dazu werden die Rohre unten angezündet, damit man sie einfacher
abschlagen kann. Das ganze Tal ist in eine dichte Dunstglocke gehüllt,
gepaart mit dem zunehmenden Dreck an der Straße, nicht wirklich einladend.
Am Ortsrand von Trujillo trennen wir uns von Andrea und Michael.
Sie wollen noch ein Stück weiter in Richtung Huaraz, wir nach Huanchaco.
Annette muss sich ausruhen! Die Rüttelei der letzten Tage hat
ihre Verfassung nicht besser gemacht.
Nun kommt ein Wasserloch...
Wasserloch-Zeit in Huanchaco
Die Wasserlochzeit verbringen wir im Hostal Naylamp, direkt am Strand
in Huanchaco (S 08° 04.389’, W 079° 07.160’, Doppelzimmer mit Bad 50,- Soles,
verhandelbar, wenn man länger bleibt.). Sicherlich eine gute Wahl! Die
angebotene schöne Campingmöglichkeit im Garten (10,- Soles pro Person
mit eigenem Zelt) nutzen wir allerdings nicht. Es gibt eine einfache
funktionierende Selbstversorgerküche und das Restaurant serviert gutes
Essen zu einem leicht überhöhten Preis. Zunächst hatten wir Bedenken,
dass es an der Küste zu heiß sein könnte. Eine überflüssige Befürchtung,
da es hier (September) eher kalt!! und bedeckt ist, obwohl wir uns eigentlich
in der Wüste befinden! Auf 1500 – 2000 m in den Bergen war es deutlich wärmer!!

Mit Birgit, einer deutschen Lehrerin, die mit dem Rucksack unterwegs ist,
hat Kai Chan Chan besucht. Es war einmal die größte Stadt, die aus Adobeziegeln
erbaut wurde. Diese Art der Ziegelherstellung wird auf dem Land heute noch
praktiziert. Die Ausmaße dieser Stadt lassen sich noch gut erahnen. Je nach
Quelle haben hier zwischen 60 und 100.000 Menschen gelebt. Leider nagt der
Zahn der Zeit an den Lehmziegeln noch mehr als an Steingebäuden. El Niño
hilft bei der Zerstörung fleißig mit, dieses Jahr hat es hier schon in
der Trockenzeit (da regnet es normalerweise nie!!) ungewöhnlich viel geregnet!
Eine zweite bedeutende archäologische Stätte ist Huaca del Sol und Huaca
del la Luna (Tempel der Sonne bzw. des Mondes). Hierbei handelt es sich
um zwei aus Adobeziegeln erbaute Pyramiden, deren Form allerdings nichts
mit den Ägyptischen zu tun haben. Ansonsten ist Trujillo abgesehen von
einigen schönen Gebäuden an der Plaza mit beeindruckend geschnitzten
Balkonen nicht besonders einladend.

Irgendwann, denken wir, muss die „Wasserlochzeit“ auch einmal ein Ende haben.
Wir brechen in Richtung Cordillera Blanca auf. Bei Santa sind wir froh
endlich die Panamerikana verlassen zu können. Diese Straße ist ja ein Mythos,
an der Küste von Peru führt sie durch eine langweilige, dreckige Gegend.
Zunächst geht es auf Asphalt bis nach Tablones. Hier teilt sich die Piste
ohne Hinweisschilder! Im Zweifelsfalle nach der Richtung fragen, man kann
sich leicht verfahren. Die Strecke verläuft durch einen wunderschönen Canyon,
der uns sehr an den Norden Pakistans erinnert.

Komischerweise wird diese Strecke nicht in den Reiseführern hervorgehoben,
obwohl sie unserer Meinung nach viel spektakulärer ist, als der sich
anschließende Cañon del Pato mit seinen vielen Tunneln. Im Cañon del
Pato wird auch die Piste besser, da sie als Zufahrtsweg für ein großes
Wasserkraftwerk dient. Etwa 20 km vor Caraz beginnt wieder der Asphalt.
Caraz liegt auf etwa 2300 m, recht gut geeignet um sich an die Höhe zu gewöhnen.
Wir campen nach zähen Preisverhandlungen im Hostal Los Pinos für 25 Soles
(S 09° 02.937’, W 077° 48.845’). Eigentlich ein guter Platz, nur die Betreiber
sind nicht sehr freundlich. Caraz ist nicht besonders touristisch und so ist
der Service im Restaurant an der Plaza vorbildlich. Am nächsten Morgen machen
wir eine Tour zur Laguna Paron. Über eine gute Piste geht es zunächst durch
Dörfchen und Felder in die Höhe. Am Eingang des Nationalparkes entrichten wir
brav unseren Obolus und schrauben uns auf einer recht üblen, weil zudem
engkurvigen Piste bis auf 4200 m. Die Ausblicke auf dem Weg hier herauf
waren ja schon toll, aber dann liegt die Lagune vor uns. Eingerahmt von
schneebedeckten Gletschern. Stark!!
Leider haben wir etwas bedeckten Himmel, so dass es nicht ganz so toll wie
auf den Postkarten aussieht, wir sind trotzdem begeistert! Die Rundwanderung
brechen wir nach einer Weile ab, da uns die Höhe noch zu sehr den Atem raubt.
Außerdem wirkt das „Wasserloch“ wohl noch nach. Am nächsten Morgen hat es
uns dann auch wieder eingeholt. Die beiden Tage waren für den Anfang wohl
doch zuviel Rüttelei.
Wir fahren die asphaltierten 60 km nach Huaraz entlang der phantastischen
Cordillera Blanca und mieten uns im sehr guten, aber auch teuren Hostal Churup
(Info siehe unten) ein. Im Churup treffen wir auch Birgit aus Huanchaco
wieder. Sehr zu unserer Freude hat sie bereits das Cafe Andino aufgetan,
das tatsächlich Cafe verkauft, der diesen Namen auch verdient. Hört sich
merkwürdig an, aber es ist in Südamerika schwierig guten Kaffee zubekommen,
selbst den Nescafé verschlimmbessern sie hier. Das Andino wird während der
folgenden Woche unser Stammlokal. Ansonsten pflegen wir das „Wasserloch“ zur
Abwechslung mal wieder mit anderen Mitteln und sehen uns an den Bergen satt.
Info zu Hostal Churup, Huaraz:
100,- Soles pro Nacht pro Doppelzimmer mit Bad, inklusive Frühstück.
Auf dem Dach ist eine kleine Sonnenterrasse mit fantastischem Ausblick
auf die Berge. Darunter eine hoher lichtdurchfluteter Gemeinschaftsraum
mit Fensterfront Richtung Cordillera Blanca. Hier wird gefrühstückt, hier
kann ab dem Spätnachmittag selbst gekocht werden, hier wird meist abends
ein Kaminfeuer entzündet, hier hält sich neben den Besuchern auch die Familie
inkl. zweier Katzen auf. In jedem Stockwerk steht vor den Zimmern ebenfalls
ein Gemeinschaftsbereich zur Verfügung. Im Erdgeschoß gibt es zwei Computer,
natürlich Wifi, TV/Buch-Raum, Aufenthaltsraum. Das Hostal liegt in der Nähe
der Plaza. Freundliche Atmosphäre und Innen-Parkplatz für die Ente.
Mit dem so viel gelobten „Joe´s Place“ konnten wir uns nicht anfreunden.
Ein mehr als uninteressierter Empfang und der „Campingplatz“ selbst
wirkten alles andere als einladend auf uns.
Neben dem Cafe Andino ist auch das Cafe California einen Besuch wert.

In Huaraz ändern wir dann auch zum ersten Mal unsere geplante Reiseroute,
da wir Deya und Brian noch einmal wieder sehen wollen. Sie sind
mittlerweile bei neu gewonnenen Freunden in Asia, ca. 80 km südlich
von Lima. Also brechen wir wieder in Richtung ungeliebte Küste auf.
Die Abfahrt von ca. 4100 m auf Meereshöhe ist wieder Extraklasse!!
Motorradfahrer seien gewarnt: Die Kurven hier machen süchtig!!
Leider erfüllt die Küste unsere Erwartungen, welch ein Gegensatz zu den Bergen!
In Chancay haben wir wieder einmal richtig Glück. Nach zwei völlig
überteuerten Hostals stehen wir etwas entnervt an einem Umleitungsschild.
Wir folgen der Umleitung und finden das „Sunset Inn – Frente del Playa/Mar
(o.ä.)“ (S 11° 34.384’, W 077° 16.217’). Außer uns sind keine Gäste da,
der Preis ist mit 35 Soles richtig gut und kaltes Bier haben sie auch!
Abends sitzen wir auffer Banke an der Steilküste und schauen den
Sonnenuntergang an.
Am nächsten Morgen steht die Durchquerung von Lima an. Die Sache ist
viel harmloser als gedacht, macht aber nicht wirklich Spaß. Es
gibt eine Art Autobahn durch die Stadt, auf der Tuk-Tuks verboten
sind. Mit dem Gespann – drei Räder – müssen wir deshalb auch Maut
bezahlen, da wir nicht durch die hier sehr schmale Mopedspur passen.

Da wir von unserem Treffpunkt nur den Namen Asia und die Koordinaten
wissen, sind wir sehr überrascht als wir in einer eingezäunten
Ferienhausanlage mit Pförtner für reiche Peruaner landen. Zur Zeit
sind kaum Leute in der Anlage. Die beiden Kanadier kommen uns auf
Fahrrädern entgegen. Es gibt ein großes Hallo. Im Haus von Carmelo
und Cathy werden wir superfreundlich empfangen und bekommen ein
eigenes Zimmer mit Bad. Perfekt!

Es folgen zwei superrelaxte Tage in einer fast unwirklichen Umgebung.
Hier ist eine eigene abgeschottete Welt entstanden, grüner Rasen,
gepflegte Wege und sauberer Strand. Es gibt hier am Küstenabschnitt
südlich von Lima circa 6000 (!) solcher Ferienhäuser. Der Kontrast
zur Außenwelt kann kaum krasser sein. Wir leben ein bisschen wie
Gott in Peru, tauschen Reiseerfahrungen und Adressen mit Deya und
Brian aus. Es wird viel und gut gegessen und rund um die Uhr
gequatscht, wie bei einer Familienfeier. Leider ist schon nach
zwei Tagen Schluss, da die Kanadier nach Norden müssen um ihr
Schiff nach Cuba zu erreichen. Wir wollen weiter nach Süden, da
im Dezember die Regenzeit in Bolivien beginnt und wir in Peru
noch einiges anschauen wollen. Wir sind sicher, dass wir uns wieder sehen.
We are shure to meet you again, Deya and Brian!!!
Pisco
Unser nächstes Ziel ist Pisco, um von dort eine Bootstour zu den
Islas Ballestas zu machen. Die Inseln haben den Spitznamen
„Galapagos für Arme“. Wir finden das gute Hostal Tambo Colorado
(ganz in der Nähe der Plaza: S 13° 42.565’, W 076° 12.248’) mit
einem sicheren Parkplatz für die Ente. Als wir nachmittags durch
Pisco schlendern, bestaunen uns die Leute. Offensichtlich gehen
die meisten Touristen in die teuren Außenbezirke bzw. nach Paracas,
wo die Boote abfahren.
Wir werden morgens pünktlich mit einem neuen Kleinbus abgeholt
und zum Hafen gefahren. Mit dem Boot geht es zunächst an einem
Petroglyphen vorbei, bevor es zu den eigentlichen Inseln geht.
Hier leben und brüten Millionen von Seevögeln, auch viele Pinguine
und Seerobben aalen sich auf den Inseln. Der Vogelkot ist besser
bekannt als Guano, der hier auch alle paar Jahre abgebaut wird.

Das Boot fährt trotz der starken Brandung ganz nah an die Inseln heran,
so dass man die Tiere wirklich aus nächster Nähe betrachten kann.
Diese scheinen sich nicht von uns stören zu lassen.
Wenn man beschissen wird, was nicht sooo unwahrscheinlich ist,
bringt das sogar Glück, behauptet wenigstens unser Guide. Was soll
er auch sonst sagen? Eine preiswerte und sehr empfehlenswerte Tour – 50,- Soles
pro Person. Mittags sind wir zurück im Hostal.
Weiter geht es an der Küste Richtung Nasca
(Hostal Posada Guadalupe 40,-Soles / S 14° 49.795’, W 074° 56.570’).
Da es Wochenende ist, lassen wir Huacachina rechts liegen, da man uns vor
der Party-Oase gewarnt hat. Später hören wir von Birgit, dass die
Sandbuggy-Touren ein echtes Highlight sind. Man kann nicht alles haben...
Da wir beide keine begeisterten Flieger sind, vor allem wenn es sich um
eine einmotorige Maschine handelt, ersparen wir uns den Rundflug über die
berühmten Nasca-Linien. Statt dessen klettert Annette zweimal mutig auf
wackelige Aussichtstürme, um die Linien wenigstens im Ansatz erkennen zu
können. ...und ich versuche, das Ganze im Bild festzuhalten.

Annette’s Meinung zum Gesehenen kann an dieser Stelle nicht wiedergegeben
werden. Der geneigte Leser möge entschuldigen, wir sind nicht die
wirklichen Freunde antiker Steine oder ähnlicher Dinge, an die man
auch noch glauben muss...
Erschwerend kommt hinzu, dass uns die Wüstenlandschaft der Küste nicht
besonders gefällt, deshalb sind wir froh am nächsten Morgen wieder
in die Berge zu fahren.
Die Kanadier hatten uns erzählt, dass sie trotz Asphaltstraße bis
nach Chalhuanca den ganzen Tag bebraucht haben, entsprechend früh
sind wir unterwegs. Auf unserer Karte sind drei Pässe über 4000 Meter
eingezeichnet. Die Realität ist anders – besser – aber auch kälter.
Die gute Straße schraubt sich auf circa 4600 Meter in die Höhe um dann
mehr oder weniger auf dieser Höhe über eine Hochebene voll von
Lagunen und Vicuñas (Lama-Art) zu führen. Genau so haben wir uns
Peru unter anderem vorgestellt. Es ist nur sch...brrr. kalt.
Nachmittags haben wir sogar – zum Glück nur kurze – Eisregenschauer.
Die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend und die vielen Tiere
in freier Natur zu erleben ist großartig. Hier oben hat sich nicht
viel verändert. Es ist friedlich. Unser angepeiltes Tagesziel erreichen
wir schon am frühen Nachmittag und beschließen weiter nach Abancay zu
fahren. Es liegt auf nur 2400 Meter und es wird bei der Abfahrt durch
ein schönes Flusstal deutlich wärmer. Abends öffnet der Himmel alle
Schleusen und wir erleben wieder, warum man in Deutschland Kanalisation
hat. Innerhalb weniger Minuten stehen die Straßen unter Wasser –
die Leute nehmen es gelassen – man steht dicht gedrückt an den
Häuserwänden und wartet auf das Ende. Im strömenden Regen sehe
ich noch zwei Radfahrer über die Straße schwimmen, leider sehen
sie mich nicht. Am nächsten Morgen denke ich wieder an sie, denn
als Frühsport steigt die Straße steil wieder auf über 4000 Meter.
Peru wie wir es lieben.
Die armen Bus-Touristen wissen gar nicht, was sie alles auf ihren
Nachtfahrten versäumen. Dafür hören wir uns schon mal an:
„Ein ganzes Jahr nur in Südamerika? WIR machen die ganze Welt!“
Zunächst wollten wir in Cusco auf den Campingplatz gehen, hatten
aber von den Kanadiern einen Hostal-Tipp bekommen
(Guesthouse Estrellita, S 13° 31.082’, W 071° 58.454’),
der sich bis auf die Unzugänglichkeit für die Ente
(für Motorräder kein Problem) als wirklich toll heraus gestellt hat.
Steht in keinem Reiseführer, ist aber immer voll, da der Name
auf der Straße gehandelt wird. Weiterer Vorteil: zwei Türen weiter
ist eine "französische" Bäckerei, die tatsächlich Baguette, auch
Vollkornbaguette und Croissants verkauft!
Shared bathroom ist nicht unsere erste Wahl, aber es sind vier
davon da und hier wird geputzt. Die vier Rentner sind rührig
bemüht, herzlich und hilfsbereit. Tolle Atmosphäre und viele
Reisende. 30,- Soles für zwei Personen inklusive Frühstück in
Cusco sind der Hammer für das Gebotene.<

„Cusco selbst ist trotz seiner Größe relativ ruhig.“ sagt Kai - ...
“sieht man einmal von den viel zu vielen Taxis ab, die sich auf der
Suche nach Fahrgästen durch die vielen engen Straßen quälen.“ Annette
findet die Innenstadt Touristen- und Fahrzeug-verstopft, alle zwei
Minuten wird man von Verkäufern, Schleppern, Touranbietern, etc. pp.
angesprochen – kein Moment Ruhe.

Aber die Plaza ist sehr schön, die Kathedrale und die Kirchen nett
anzusehen. Wenn man so etwas mag, gehört Cusco sicherlich zu den sehr
schönen Städten. Es ist im Zentrum nicht verplant, sondern gewachsen
und alt – bis auf Ausnahmen. Allerdings lebt das Zentrum auch nur für
die Touristen. Die Restaurants buhlen hart um die Gunst bzw. das Geld
der Kunden. Mir hat man mehrmals Koks angeboten. Annette immer nur
Massagen. Warum?
Cuzco, Restaurant-Tipp:
Das MAIKHANA bietet für 15,- Soles pro Person ein unlimitiertes indisches
Buffet an, Mineralwasser (traditionell ohne Kohlensäure) inklusive.
Dazu gehören vegetarische und Fleischgerichte, scharfe und nicht scharfe.
Ihr findet das MAIKHANA im ersten Stock eines Gebäudes am oberen Ende der
Avenida Sol, nahe der Mantras, direkt um eine Ecke der Plaza de Armas.
Machu picchu
In Cuzco müssen wir endlich eine Entscheidung treffen: Besuchen wir Machu
picchu oder nicht? Uns stoßen die hohen Kosten und der Massentourismus ab
und wir fragen uns, ob Machu picchu in natura ein reales Gegengewicht zu
dem darstellt, was wir bereits von dieser alten Inka-Stadt in den Medien
gehört und gesehen haben. Letztendlich gibt eher die Tatsache „da wir
gerade in der Nähe sind...“ den Ausschlag.
Welche Wege führen in welcher Zeit zu welchen Kosten hin?
Natürlich könnten wir uns alternativ einfach in die Hände der unzähligen
Tour-Anbieter hier in Cuzco begeben, die uns alle paar Minuten auf der Straße
ansprechen.
Mitte dieses Jahres wurde die Besucherzahl auf Drängen der UNESCO auf
2500 Besucher pro Tag (!) begrenzt. In der Saison müssen Tickets
frühzeitig gebucht werden, was mittlerweile auch über Internet möglich ist.
Um es vorweg zu nehmen: Wir kommen mit der gleichen Einstellung, mit
der wir nach Muchu picchu starten auch wieder zurück. Ja, es war ein
schöner und interessanter Ausflug, aber ein wirkliches Aha-Erlebnis
hat sich nicht eingestellt. Der schale Nachgeschmack der
hohen Kosten bleibt haften.
Informationen zu unserem Machu picchu-Besuch:
Wir haben vorher viele Tipps und Infos von anderen Reisenden bekommen,
die unabhängige Touristeninformation iPeru in Cuzco – seit einem Monat
nicht mehr in der Av. Sol, sondern am Plaza de Armas, in einer
BCP-Bank – liefert weitere.
Wir haben– abgesehen vom 4-tägigen Inka-Trail – drei Möglichkeiten nach
Aguas Calientes zu gelangen. Aguas Calientes ist der Ort am Fuße Machu picchus,
der nur per Zug oder zu Fuß erreichbar ist.
- Soweit wie möglich selber auf der Ente fahren bis Santa Teresa, dann mit Taxi, Zug oder zu Fuß weiter.
Hin und zurück würde das einige Tage dauern.
- Die Zwei-Tage-Tour direkt von Cuzco aus. Weniger Zeitaufwand, dafür teurer als die erste Variante.
- Der Ein-Tages-Ausflug von Cuzco aus. Hat den Nachteil, dass man erst am späteren Vormittag in Machu picchu
ist und kostet am meisten.
Wir haben die zweitägige Variante gewählt:
Am frühen Nachmittag zu Fuß vom Guest House Estellita zur Calle Pavitos,
von dort mit einem Sprinterbus (12 Personen a 10,- Soles die einfache
1,5-stündige Fahrt) nach Ollantaytambo.
Ollantaytambo ist ein schönes altes Städtchen mit engen steingepflasterten
Straßen, das seit dem 13. Jahrhundert ständig bewohnt wird und das selbst
für seine massiven Inka-Ruinen, die hoch über der Stadt thronen, bekannt ist.
Einige Stunden Aufenthalt können sich also lohnen.

Abends um 19 Uhr fährt unser Zug von Ollantaytambo nach Aguas Calientes.
33 US-Dollar für zwei Stunden Fahrt mit der einfachsten der drei möglichen
Zugversionen „Expedition“. Je nach Abfahrtszeit variieren die Preise.
Die Zugtickets haben wir am Tag vorher in Cuzco, Plaza de Armas, Portal
de Carnes bei RAIL-Peru – VOR Erwerb der Machu picchu Eintritt-Tickets
gekauft. Wir benötigten unsere Pässe und haben hier bar zahlen können.
Je nach Saison müssen Tickets früher gekauft werden, bei uns war nur eine
der Zugverbindungen, die wir wollten, ausverkauft.
Unser Hostal in Aguas Calientes - Hostal y Cafe La Payacha, Av. Imperia de
los Incas – haben wir telefonisch von Cuzco aus vorgebucht, da wir die Info
und den Tipp von Deya und Brian hatten. Das Hostal liegt direkt an Bahnschienen.
Nachts fahren nur sehr wenige Züge, aber die direkt durchs Zimmer.
Am Markt ist das „Hostal y Cafe“- Schild, von dort wurden wir zum
eigentlichen Hostal (200 m entfernt) gebracht. Cave: Auch bei uns
versuchten sie den Trick, statt der vereinbarten 70,- Soles für
ein Doppelzimmer mit privatem Bad, 70,- US-Dollar zu kassieren.
Es war mittlerweile nach 21 Uhr abends, doch vorgewarnt konnten
wir sehr entschieden auftreten und der Versuch war schnell aus der
Welt. Da wir zusammen mit Jeff unterwegs waren, sind wir umgestiegen
auf ein Drei-Bett-Zimmer für 99,- Soles inklusive Frühstück morgens um 5 Uhr. Eine kurze Nacht.
An der Schnittstelle Fluss und untere Bahngleise (Consettur Machu picchu S.A.C.)
fahren die großen Mercedes-Busse nach Machu picchu ab. Wir waren um 5:20 Uhr dort,
kauften Hin- und Rücktickets für 42,- Soles pro Person am Tickethäuschen
rechts unter der Brücke.
Abfahrt unseres Busses um 5:40 Uhr.
Ankunft Machu picchu nach wundervollen Serpentinen den Berg hoch um ca. 6 Uhr morgens.
Während der Auffahrt sahen wir die verschwitzten Helden, die
per Pedes den Berg herauf laufen.
Trotz der frühen Zeit eine lange Schlange am Einlass, wir weisen Pass und
Ticket vor. Das Ticket hatten wir am Vortag in Cuzco auf der
Calle Mantras, Nähe Plaza de Armas, Nähe Av. Sol, im „offiziellen“
Touristikbüro für 126,- Soles pro Person gekauft. Nur für den reinen
Eintritt nach Machu picchu, keine weiteren Anlagen, keine Führungen.
Die Zahlung kann im Büro nur per Visa- oder Mastercard erfolgen. Bar
kann nur per Bankeinzahlung gezahlt werden. Pass ist erforderlich.
Zugkarten müssen vorher erworben werden.
„Eigentlich“ darf nichts, was „Abfall“ ist oder werden könnte
(Essen, trinken) mit in die Anlage Machu picchu genommen werden.
Jeder Besucher scheint das sehr diskret zu handhaben und genauso
diskret schauen die „Wärter“ – mit Trillerpeife, die durchaus ab und
zu ertönt – weg. Sollte doch mal irgendwo ein Fitzelchen liegen bleiben,
wird das ebenso schnell und diskret entfernt.
Die Anlage ist PUR belassen, was uns gut gefällt, keine bzw. sehr
wenige und gut integrierte Bänke, keine Kioske, keine Verkaufstellen,
keine Abfalleimer, außer am Eingang.

Achtung: Beim Eintritt nach einem Übersichtsplan der Anlage fragen, man
bekommt ihn leider nicht automatisch in die Hand gedrückt. Hier, wie überall,
erleben wir „die Philosophie“: „Nehmt Guides! Wir liefern Euch freiwillig
keine Information zu viel.“ Schade. Aber wir wollen uns Zeit nehmen und nicht
durchgescheucht werden. Dem einen oder anderen Guide hören wir mehr oder
weniger freiwillig zwischendurch zu: jeder liefert so seine "eigenen"
Erklärungen und Stories :-)
Nach 5,5 Stunden haben wir die Gesamtanlage ganz in Ruhe besichtigt. Es ist 11:30 Uhr.
Die Busse warten am Eingang, wir können sofort einsteigen. Sobald sie voll
sind, geht’s los. Der Zug um 15 Uhr zurück nach Ollantaytambo war ausgebucht,
also hatten wir die bessere Zugqualität „Vistadome“ um 13.37 Uhr für 53,- US
Dollar gebucht. Große Panoramafenster, Getränkeauswahl wie im Flugzeug, zwei
Mini-Snacks, Belustigungs-Tanz-Einlage mit Clown..., Modenshow mit Verkauf...
inklusive Fahrt direkt am Fluss durchs Tal...
In Ollantaytambo werden wir sofort umlagert mit Bus-/Taxi-Angeboten zurück nach Cuzco.
Leider müssen wir unser Hostal Estrellita am Wochenende verlassen, da sie
eine große Familienfeier haben und die Zimmer für die Gäste brauchen. Also
ziehen wir doch noch auf den Campingplatz „Quintalala“ um (28,- Soles für
uns pro Nacht / S 13° 31.082’, W 071° 58.454’). Für „Autofahrer“ nicht
die schlechteste Wahl. Motorradfahrer sind im Estrellita sicher besser
aufgehoben. Übrigens ist nicht der Campingplatz selbst umgezogen, sondern
die Besitzer haben gewechselt. Die ehemaligen niederländischen Besitzer
Helmie und leben jetzt in Guatemala.
Von Cuzco geht es über Sicuani in Richtung Cañon del Colca. Er ist der zweittiefste
Canyon der Welt, noch tiefer als der Grand Canyon in den USA.
Fell-Geschichte in Sicuani – oder: "Zufälle gibt es!"
Ich will eigentlich schon ewig ein Fell für die Sitzbank. Deya und Brian
hatten uns erzählt, dass es in Sicuani relativ einfach sei ein Fell zu kaufen.
Leider sind wir sonntags mittags in dem Ort und geschäftsmäßig ist nicht
viel los. Aber wenigstens Wasser könnten wir doch eben kaufen. Erster
Laden, es gibt nur San-Miguel-Wasser, das schmeckt uns nicht besonders.
Zweiter, dritter Laden: nur San-Miguel. Annette will aufhören zu suchen.
Ich fahre noch einen Laden an: San Miguel. Aber auf den Flaschen
liegt ein Schafsfell! Ich frage nach dem Preis: „10,- Soles.“
Ich biete 5. – „Nimm’s mit!“ Seitdem haben wir (!) einen schönen
warmen und weichen Sitzbezug.
Von Cuzco zum Cañon del Colca sind es nach unserer Karte etwa 320 km
„Naturstraße“ (® Kurt). Mittlerweile sind circa 100 km davon geteert,
so dass die Strecke auch mit der Ente in einem Tag zu fahren ist, wenn
man früh startet. Es geht wieder durch wundervolle Landschaften –
auch wegen der über 4800 Meter Höhe (!), die hier erreicht werden.

Da wir 1,5 Tage für die Strecke gerechnet hatten, schaffen wir es an
diesem Tag nur bis Chivay, etwa 50 km vor dem Kondor-Aussichtspunkt
(Hostal Anita, direkt an der Plaza, 50,- Soles für das Doppelzimmer,
Garage inkl. – um die Ecke). Am nächsten Morgen zahlen wir 35,- Soles
Eintritt in den Colca Canyon, sehen aber leider nur zwei Kondore aus
großer Entfernung.
Falls es an der Uhrzeit gelegen haben sollte – wir waren um 8 Uhr da –
werden die Bustouristen ganz schön in die Irre geführt, die kommen
teilweise noch später. Oder es war die falsche Jahreszeit.

Der Cañon selber ist schön, aber wir haben auf der Reise schon
einige gesehen, die sich vor ihm nicht verstecken müssen. Sie
sind halt nicht ganz so tief und liegen nicht auf dem touristischen Trampelpfad.
Wir treffen Jeff wieder und fahren anschließend nach Arequipa.
Auf dieser Strecke wieder atemraubende 4888 Meter. An den Steigungen
hat die Ente schon ein wenig Mühe (Deutschland-Bedüsung!),
da wir auch noch recht ordentlichen Gegenwind haben. Dann geht
es in einem Zug runter auf 2300 Meter.
Achtung Mopedfahrer: auch diese Kurven haben Suchtpotential!
Arequipa ist m Gegensatz zu Cuzco laut und hektisch, mit den typischen
unschönen Randbezirken, aber wunderschönen Kolonialbauten im Zentrum.
Arequipa ist die zweitgrößte Stadt Perus und wird auch die weiße Stadt
genannt wegen der vielen alten Kolonialbauten - auch gerade an der
wirklich schönen Plaza - aus weißen Tuff- bzw. vulkanischen
Sillarsteinen. Im Hintergrund imponiert der Hausberg Volcano Misti.
Wir haben im Hostal Andes House Inn gewohnt: 70,- Soles inkl.
Frühstück, Parkplatz im Hof, Terrasse leider direkt an einer
stark befahrenen Straße.

An diesem Abend ist Halloween und entsprechend die Hölle los.
Am nächsten Morgen besuchen wir zu dritt das Kloster
„Monasterio Santa Catalina“, dass 1579 von einer reichen
spanischen Witwe gegründet wurde. Sehr empfehlenswert.
Eine echte Zeitreise, da hier ein ganzer Stadtteil von so erhalten
geblieben ist, wie er im 16. Jahrhundert entstanden ist. Heute
leben nur noch etwa 20 Nonnen in einem abgeschiedenen Bereich, der
Rest ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Kloster ist seinen
stolzen Eintrittspreis von 35,- Soles pro Person wert, da die Anlage
sehr gepflegt ist und die Beschriftungen meist sogar in englisch
gehalten sind. Ein (teurer) Führer ist so nicht unbedingt erforderlich.

Da auch wir uns natürlich nicht den touristischen Pfaden verschließen
können und wollen, fahren wir als nächstes in Richtung Puno am Titicacasee.
Schon der Name ist Musik. Da unser Enten-Vorderbau angebrochen ist,
nehmen wir die Asphaltstraße über Juliaca. In Juliaca leben etwa
200.000 Menschen, aber die Stadt ist in einem Zustand, der nicht
wirklich zu beschreiben ist. So ein Dreck und Chaos, wir fühlen uns
in den Norden Indiens versetzt. Hier hätte ein Nachtbus
wirklich Vorteile gehabt.

Puno ist auch nicht wirklich schön und als wir ankommen, feiern
sie gerade zwei Tage lang den Geburtstag der Stadt. Unser angepeiltes
Hostal mit Garage ist natürlich wegen der Feierlichkeiten voll
besetzt. Irgendwann landen wir im „The Point“, dass im Internet
mit einer Garage wirbt, aber keine hat. Alles kein Problem. Es
wird telefoniert und man spricht mit den Nachbarn. Irgendwann steht
die Ente in einer Wäscherei trocken und sicher.
Unser Zimmer geht zum Hinterhof, in dem ein Pool-Billiardtisch
und eine sogenannte „Bar“ untergebracht ist. Leider findet heute
Nacht ein Billiard-Wettbewerb statt, für den man dringend dröhnend
laute Musik braucht. Eingeschlafen sind wir gegen zwei Uhr morgens.>
Dafür ist der Ausflug zu den Urus-Inseln auf dem Titicacasee am
nächsten Morgen stimmungsvoll und entspannend, wenn auch sehr
touristisch. Wir tuckern in einem gemütlichen Holzschiff zusammen
mit Indigenen aus der Stadt und peruanischen Touristen zu den
Inseln und werden mit Gesang und Tanz empfangen... Jedes Schiff
steuert nach einem festgelegten Turnus eine bestimmte Insel
an und von dort geht es im Ried-„Taxi“ später weiter zur einer
Partner-Insel. Ist schon ein komisches Gefühl auf einer
schwimmenden Insel zu stehen beziehungsweise zu laufen.
Alle 14 Tage werden neue Lagen Ried auf den Inseln ausgebreitet,
da die unteren Lagen ja langsam verrotten und das Wasser nach
oben durchdringt. Die Häuser werden einfach hochgehoben und das
Ried darunter gelegt. Die unterste Schicht tief im Wasser
bilden die ehemaligen Wurzelballen der Riedstengel und diese
halten ungefähr 20 Jahre. Danach muss eine komplett neue Insel
hergestellt werden und die Häuser darauf werden einfach mit
umgezogen.
Wir bekommen die Entstehung und den Bau der Inseln anschaulich auf
spanisch erklärt und werden anschließend aufgefordert, von den
echten, hier hergestellten kunsthandwerklichen Gegenständen doch
bitte welche zu kaufen. Während Annette mit dem „Mercedes“ der
Insel rüber zur nächsten fährt, beobachte ich, wie ein
mitgefahrener Peruaner seinen Gepäcksack vom Boot holt.
Er verhandelt mit einer der Inselfrauen und dann wechselt ein
Keramiktopf gegen Münzen den Besitzer. Komisch, diese Töpfe
werden doch hier zum Verkauf angeboten – aber sie wollen ja
auch leben... Unter den Ureinwohnern der Inseln scheint
insgesamt auch keine Einigkeit darüber zu bestehen, wie der
Touristen-Kuchen aufgeteilt werden soll. Wer länger auf
den Inseln bleiben möchte, sollte sich vorher sehr genau
erkundigen. Ein spezielles Erlebnis ist auch schon unser
kurzer Inselbesuch.
Den Rest des Tages verbringen wir wieder mit
Logistik.
Wir brauchen Öl und Reifen. Öl ist kein Problem, aber Reifen finden
wir keine. Also nehmen wir ein Tuk-Tuk – die brauchen ja auch
Reifen – und sagen dem Fahrer, was wir suchen.
„Claro, 2,- Soles, ok.“ Ab geht es durch die halbe
Stadt bis wir in einer Straße mit lauter Fahrradläden stehen.
Die haben zwar Reifen, aber nicht ganz unsere Größe. Diskussion.
Der nächste angesteuerte Laden hat wegen der Feierlichkeiten zu.
Dann geht es zu einer Werkstatt. Ich schreibe dem Besitzer die
möglichen Reifengrößen auf. Damit scheint er nicht wirklich etwas
anfangen zu können. Ist aber sehr freundlich und hilfsbereit:
Es sagt, er müsse den Reifen sehen, dann könnten wir zusammen
nach Juliaca fahren und einen besorgen. Das geht nicht, da die
Ente ja in der Wäscherei eingeschlossen ist und außerdem wollen
wir nicht zurück nach Juliaca. Dann wollen wir es lieber später
in La Paz probieren. Wir versuchen uns verständlich zu machen und
verabschieden uns. Als unser Tuk-Tuk vor dem Hostal anhält, hält
der Mechaniker auf seinem Motorrad neben uns. Er ist uns
nachgefahren um den Reifen anzuschauen. Peinlich! Er wollte
doch wirklich helfen! ... aber unser Spanisch hat für diese
Situation leider nicht ausgereicht. Wir haben ein wirklich
schlechtes Gewissen, als wir ihn wegschicken.
Wir zur Strafe findet in unserer zweiten Hostalnacht diesmal
eine Fiesta statt, also wieder bis zwei Uhr nachts kein Schlaf.
Morgen geht es nach Bolivien.
Peru hat landschaftlich Erstaunliches zu bieten, obwohl die
meisten sicherlich aus kulturellen oder wegen der Trecking
Möglichkeiten bzw. einer Kombination aus beidem das Land besuchen.
Der eher touristisch entwickelte Norden hat uns menschlich besser
gefallen. Im Süden steht doch das Geschäft stark im Vordergrund,
wobei manchmal zu deutlich versucht worden ist den Bogen zu
überspannen. Eigentlich schade, denn der „Mann“ auf der Straße
hat uns meist neugierig, interessiert angesprochen – wertfrei
und offen. Offensichtlich passiert in diesen Ländern
(wir sind seit 10 Tagen in Bolivien) das, was wir schon vor
25 Jahren in Afrika beobachtet haben: Touristen verderben mit
ihrem Auftreten Menschen! Auf der Isla del Sol war ein kleines
Mädchen geradezu verzweifelt – da steckt wohl ein Auftrag
von den Eltern dahinter, die etwas entfernt Kunsthandwerk
verkaufen -, als sie mich (Annette) nicht dazu bringen konnte,
Geld für „ihre“ Inka-Quelle zu zahlen, Geld für ein Foto von der
Inka-Quelle zu zahlen, ihr ein Bonbons zu geben oder ihr
zumindest mein buntes Halstuch zu schenken. Ich habe mich
lange mit ihr beschäftigt, bis sie wieder ruhig war. Unten
am Anleger sah ich dann Touristinnen, die – von Kindern
umlagert – genervt ihre Rucksäcke öffneten und Süßigkeiten
verteilten. Und wieder sind die Kinder in ihrem Verhalten
bestätigt worden. Die Einheimischen und die Nachfolgenden
müssen diese Suppe auslöffeln!!